Mathias Liebing ist freier Journalist und Dokumentarfilmer. Sein thematischer Fokus liegt auf hintergründigen Sportgeschichten, bewegenden Lebenswegen sowie der Sportpsychologie. Für EDEL SPORTS hat er zusammen mit Ex-Fußballprofi Norbert Nachtweih dessen Autobiografie verfasst.

Mathias Liebing
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Plattgemacht
Im Herbst 1989 begann der Ausverkauf des DDR-Fußballs. Westdeutsche Vereinsmanager wie Reiner Calmund fielen in den Osten ein und verpflichteten die Stars der dortigen Oberliga vom Spielfeld weg. Damit setzte ein Zerfallsprozess ein, der bis heute wirkt: Von den 14 Klubs der letzten Oberliga-Saison 1990/91 ist aktuell nur Zweitligist 1. FC Magdeburg oben übrig geblieben. Die anderen finden sich – wenn nicht aufgelöst wie der FC Sachsen Leipzig – aktuell und von wirtschaftlichen Problemen gebeutelt in unteren Spielklassen wieder. Doch ein Revirement des ostdeutschen Fußballs ist in Sicht. In Jena etwa, wo man nachhaltig agiert und auf lokale Sponsoren und Talente setzt.
Mathias Liebing
Zwischen zwei Welten
Rein ins Taxi. Tür zu. Und los. Die Fahrt über die Galata-Brücke in Istanbul ist am 16. November 1976 die erste spektakuläre Flucht eines DDR-Profifußballers. Es ist die Republikflucht des Junioren-Nationalspielers Norbert Nachtweih, der danach bei Eintracht Frankfurt und Bayern München einer der erfolgreichsten Bundesliga-Profis der 1980er-Jahre wurde und vier Meistertitel, drei DFB-Pokalsiege und einen Europapokal-Triumph feierte. Wäre es nach Teamchef Franz Beckenbauer gegangen, hätte 1990 sogar der Weltmeistertitel hinzukommen können. Als früherer DDR-Auswahlspieler war Nachtweih aber für die legendäre DFB-Elf nicht spielberechtigt. Den Mauerfall erlebt der gebürtige Sachsen-Anhalter in Südfrankreich. Bis dahin hat er einige Rotlichtaffären, einen von ihm verursachten Hauskrach bei Bayern München und einen Finanzskandal überstanden.Die Schatten seiner Flucht bekam zunächst vor allem die im Osten verbliebene Familie zu spüren. Nachtweih selbst holen sie erst spät ein, als er erstmals seine umfangreiche Stasi-Akte einsieht. Er erfährt von einer verwanzten Wohnung, unliebsamen Besuchen, falschen Freunden, wilden Anschuldigungen und Plänen, ihn zurück in die DDR zu holen. Und stolpert über den Zufall, dass ausgerechnet Wolf Biermann ihm bei seiner waghalsigen Flucht geholfen hat.Einer der wenigen Erfahrungsberichte von geflüchteten DDR-SportlernAutor spielte erfolgreich u. a. bei Bayern München und Eintracht FrankfurtExklusive Einblicke in das bewegte Leben von Norbert Nachtweih